Carsten Bohn's Bandstand - Brandnew Oldies Volume 3

Diese Auswahl steht nicht zur Verfügung

Tonträger

Tracklist

1. Anymore Questions???
2. The Lonely Monk
3. Grace For All Or A Few?
4. Pitty Mrs. Pretty
5. China Beware The Beauty
6. Eva‘s Decision - Pt.I-III
7. Gitarrero Comedown - Pt.I-III
8. Kinda Sad And Sometimes Too
9. S.O.B.
10. European Influenca
11. Simple Rhythm - Pt.I-III
12. Slap, Clap. Trap, Say Byebye.
13. Transfer Please...

Beschreibung

Sie ist ein Phänomen innerhalb des Phänomens: Die Musik von Carsten Bohn. Es ist faszinierend. Wer in den letzten 13 Jahren im Einzelhandel eine Kassette oder CD von den »Die drei ???« erstanden hat, bekam keine Stücke mehr zu hören, die aus Bohns Feder stammen und doch erfreut sich seine Musik immer noch einer großen Fan-Gemeinde. 1996 wurden die ersten 39 Folgen, auf denen sich bis dahin die Musik von Bohn fand, neu abgemischt. Der Grund: Seit 1988 streiten Carsten Bohn und Sony BMG als Nachfolgerin der Plattenfirma Miller International vor Gericht um Tantiemen und Urheberrechte. Weder Bohn noch Sony BMG dürfen die alten Musikaufnahmen während des immer noch laufenden Verfahrens verwenden – sehr zum Leidwesen zahlreicher Hörer, wie man im Internet in den einschlägigen Foren nachlesen kann.

Doch ein Gutes hatte der Rechtsstreit, wenn man so will. Er hat den Fans die Identität von Bohn als einen der Komponisten von »Die drei ???«-Melodien enthüllt. »Einige Leute haben sich gefragt, wer eigentlich hinter dem Pseudonym Bert Brac steckt, haben den Namen gegoogelt und sind so auf die Berichte über den Prozess gestoßen«, erzählt Bohn. Dann hätten sie ihn angemailt und gefragt, ob er Bert Brac sei? Ist er nicht oder wenn, dann nur zu einem Teil – denn Bert Brac ist eine multiple Persönlichkeit. Miller International verwendete dieses Sammel-Pseudonym für unterschiedliche EUROPA-Hörspiele. Hinter dem Namen Bert Brac stehen verschiedene Musiker, unter anderem Andreas Beurmann.

Weshalb seine Musik von eingefleischten »Die drei ???«-Fans immer noch als »die Originalmusik« verehrt und vermisst wird, erklärt sich Bohn unter anderem so: »Wer die Serie damals als Kind gehört hat und ihr 39 Folgen lang gefolgt ist, hat die Musik förmlich aufgesogen. Das vergisst man einfach nicht mehr.« Bohn vermutet, dass auch seine besondere klangliche Handschrift – »ein lautes und kräftiges Schlagzeug« – mit zur Unverwechselbarkeit des Sounds der »Die drei ???« beigetragen hat. Seine Musik habe »gar nicht da reingepasst«. »Ich habe die Musik nicht gezielt für Kinder komponiert, sondern das gemacht, was mir gefällt.« Und was Bohn gefällt, ist Fusion, die Mischung aus Jazz und Rock. Stilistisch beeinflussten ihn Musiker und Bands wie Frank Zappa, Weather Report oder Herbie Hancock. Bei der Hörspielmusik sei es ihm »um Emotionen, um Heiterkeit und Wärme« gegangen, um »Bewegung statt Starrheit«. Und so drangen dank Bohn den Kassettenkinder alterslose Jazz-Rock-Rhythmen aus ihren Rekordern an die Ohren. »Es war schon mutig von Heikedine solche Musik zu verwenden.«

»Üblicherweise war die Musik in den Kinder- und Jugendhörspielen der Zeit viel verhaltener / konventioneller«, so Bohn, der vermutet, dass in dem Zusammentreffen von Heikedine Körtings »frischer Produktionsweise«, den spannenden Geschichten, den guten Sprechern und der besonderen Musik der Erfolg der »Die drei ???«-Hörspiele begründet liegt.

Die ersten Stücke für die Hörspiele des Labels EUROPA hat Bohn 1979 geschrieben und aufgenommen. Nach der Devise »Kompositionen für Miete« war er zu den ersten Aufträgen gekommen. Seinerzeit wohnte Profi-Musiker Bohn nämlich mit den Mitgliedern seiner Band in einer geräumigen Wohnung in einem Mietshaus in der Schlüterstraße in Hamburg. Eigentümer dieses Hauses waren Dr. Andreas Beurmann und Heikedine Körting. »Naja, und wie’s bei Musikern so war, konnten wir damals mal ein paar Monate lang die Miete nicht zahlen und so kam ich mit Andreas Beurmann und Heikedine ins Gespräch.« Und schließlich ins Geschäft. »Mono reicht« habe ihm Andreas Beurmann gesagt, »das merken die Kleinen gar nicht«. Aber das kam für Bohn nicht in Frage: »Ich habe gesagt, wenn ich das mache, dann produziere ich das mit denselben Ansprüchen wie für meine Band.« Schließlich war Bohns 1971 geborener Sohn Dennis selbst im besten »Die drei ???«-Alter und »wenn das Mono gewesen wäre, hätte der sofort gefragt, ob die Lautsprecher kaputt sind«. Also wurde es Stereo und nicht nur das, sondern auch Kult.

An einem Kult ganz anderer Art war Bohn ebenfalls maßgeblich beteiligt, als Initiator und Schlagzeuger der Band Frumpy, die Anfang der siebziger Jahren die progressive deutsche Musikszene mit geprägt hat. Mit Sängerin Inga Rumpf, Keyboarder Jean-Jacques Kravetz, Bassist Karl-Heinz Schott und schließlich dem Gitarristen Rainer Baumann schrieb Bohn ein Stück Rockgeschichte. Nachdem die Band sich mehrfach aufgelöst und wieder vereinigt hatte, gründete Bohn 1977 seine eigene Gruppe, Carsten Bohn’s Bandstand. 1979 zog es den gebürtigen Hamburger in die USA nach New York, »to be where the action is«, wie Bohn heute sagt. In dieser Zeit entstanden auch die Stücke für »Die drei ???« und viele andere Hörspiele von EUROPA. Mit wenigen Ausnahmen (z. B. die Titelmusik für die »Fünf Freunde«) komponierte Bohn sie nicht expliziert für diese oder jene Serie, sondern generell als »Hörspiel-Musik«. Laut Bohn waren es insgesamt 98 Stücke, die sich bei »TGKK«, »Larry Brent«, »Dr. Macabros«, »Perry Rhodan«, den »Funkfüchsen« und natürlich auch bei »Die drei ???« in verschiedenen Folgen fanden. Diese Stücke hat Bohn als »Brand New Oldies« auf drei CDs 2004, 2005 und 2009 wieder eingespielt und tritt auch live mit ihnen auf. Sehr zur Freude seiner Fans aus der Generation der Kassettenkinder – die seine Melodien und Rhythmen auch Jahrzehnte »danach« nicht vergessen haben.