Bubonix - Through the eyes
Veröffentlicht am: 12. Mai 2023
Tracklist
Medien
Beschreibung
Man braucht sich keine Gedanken um die Abendgarderobe zu machen, hat
außer einem halbvollen, abgestandenen Wegbier nix in der Hand, was als
Mitbringsel herhalten könnte, bedient sich gleichwohl mit absoluter
Selbstverständlichkeit am Schnapsregal des Gastgebers, hinterlässt als
Überraschung für den Tag danach eine Stange Mittelstrahl im
Zahnputzbecher und tanzt vor allen Dingen möglichst auf allen Tischen
so, dass man immer mit dem Kopf voran in der Hochzeitsbowle landet. Die
Zuschauer sollen sich schließlich an diesen wunderschönen Abend erinnern
können.
Möglichst für immer.
BUBONIX aus Limburg machen das,
um das oben skizzierte Wedding-Crasher-Prozedere mal durch die
Subkultur-Szene-3D-Brille mit einer Tüte Popcorn in der Hand
anzuschauen, seit Jahren nicht anders.
Jene bandgewordene
Voodoo-Zeremonie des Punk und Hardcore um Sänger und Vorzeige-Wildsau
Thorsten Polomski hat eigentlich immer schon auf jeder Party den größten
Eindruck hinterlassen, und das obwohl (oder aber eben gerade weil) sie
eigentlich nie und nirgendwo so richtig reingepasst hat. Das war schon
auf alten Scheiben wie „Please, Devil Send Me Golden Hair“ oder dem
letzten Album „Capsaicin“ der Band vor gut 15 Jahren nicht anders.
Und
jene wunderbar unbedarfte Assitüde treibt die frisch reunierte, um zwei
alte Bandmitglieder geschrumpfte Combo (Sarah De Castro und Nenad
Grbavac) auf ihrem neuen Album „Through The Eyes“ so sehr auf die
Spitze, dass man mit debilem Grinsen und ungläubigem Kopfschütteln vor
dem Plattenspieler hockt und die HC-Punk-Referenz-Synapsen im Kopf so
wild flackern und blinken wie die Weihnachtsbeleuchtung auf einer Front
Porch irgendwo in Texas.
Negative Approach, irgendwer? Hat da drüben
jemand Misfits gerufen? Höre ich ein Black Flag? 7 Seconds, verehrte
Hörer:innen? Darkest Hour? Minor Threat? Alte Anthrax? Hammerhead? Oder
gar Schweinerock-Anleihen der Marke Gluecifer, The Bronx oder Zeke?
BUBONIX
schnappen sich, befreit von sämtlichen Erwartungshaltungen der
vergangenen Jahre, aus den schönsten Genre-Schubladen nur die
wichtigsten Klassiker-Werkzeuge und machen mit Brecheisen, Hammer und
Mörser den alten Szene-Schuppen in gerade mal 31 Minuten Spielzeit
vollends holzfrei.
Die grandiose Produktion des neuen Albums
„Through The Eyes“ von Kurt Ebelhäuser und Michel Wern fängt
eindrucksvoll die Live-Power der BUBONIX ein und streicht die
Old-School-Wände modern an, um sie gleich darauf wieder einzureißen.
Und
das Schönste: Jeder der zehn Songs auf dem Album, allen voran Singles
wie „Paid Out With Hate“, „Fear Of Death“ oder „Beyond Space And Time“,
verbeugt sich tief vor klassischen Szene-Einflüssen, gurgelt mit Spucke,
Schweiß, Blut und Pipi alter Helden. BUBONIX sind dabei aber
selbstbewusst genug, die eigene DNA zu injizieren und etwas Neues zu
schaffen.
Polomski selbst sieht das so: „Wir wollten einfach Songs
schreiben mit jener Naivität, die wir in uns hatten, als wir uns
seinerzeit kennengelernt und ultrahart dafür gebrannt haben, eine Band
zu starten!“
Recht hat er: „Through The Eyes“ ist nicht einfach eine
Zitatsammlung anderer Bands, sondern ein frisches, eigenständiges und
vor allem wahnsinnig hittiges HC-Punk-Album, welches in keinem Moment
leidenschaftslos oder uninspiriert klingt.
Im Gegenteil: Was Markus
Klees, Sascha Bonnemann, Oliver Kunz, Hermann Weier und Thorsten
Polomski hier durchexerzieren, nein: ZELEBRIEREN!, ist so verdammt
zwingend und gut, dass es nur folgerichtig ist, dass die BUBONIX mit
Alex von Pascow und Jürgen Schattner aka Kidnap Music / Rookie Records
die perfekte Labelheimat für den anstehenden Release gefunden haben.
Textlich
sind BUBONIX Menschen, die kein Problem damit haben, anzupacken und
sich die ungewaschenen Hände noch mal schmutziger zu machen. Punk MUSS
nach Eigenaussage gar nichts, kann aber eine ganze Menge. Und der
sozio-politische DIY-Gestus war schon immer: Geballte Fäuste gehören
nicht in Hosentaschen und Paläste, Altäre und Grenzen reißt man ein,
damit man Ziegelsteine zum Schmeißen oder Rohstoffe hat, aus denen man
sinnvolle Häuser für jene baut, die Hilfe benötigen. Alles für alle.
Liebe für jeden Menschen. Egal, welche Disposition. Außer für Nazis,
Konservative und rückwärts gewandte Traditionalisten. Für die gibt’s
eine Rückhand. Mit Schmackes.
Welcome back, BUBONIX … ach nee: FUCK LOVE, MAKE VIOLENCE TO ÄRSCHE!
(Ingo Donot)