... But Alive - Hallo Endorphin - Vinyl Reissue

Veröffentlicht am: 9. August 2024

Tonträger

Tracklist

01. Vergiss den Quatsch
02. Beste Waffe
03. Vom 3er
04. Weniger als 5 Sekunden
05. Aussicht
06. Ein sozial-kritisches Schlagzeugsolo später
07. Teil des Plans
08. Sicher
09. Niemand beisst die Hand, die einen füttert
10. Oben auf dem Dach
11. Friedlich
12. Selbstmitleid sells
13. Entlassen (vor der Winterpause)

Beschreibung

Produziert, aufgenommen und abgemischt in den MOB-Studios/Hamburg  im Frühjahr 1999 von Swen Meyer und But Alive

Besetzung
Drums - Frank Tirado-Rosales
Bass - Torben Meissner
Gitarre - Hagen Van de Viven
Gitarre und Gesang - Marcus Wiebusch

Aus Westzeit Mai/1999:

Hamburg aufgepasst: Dieses musikalische Amalgam aus Sterne, Tocotronic, EA 80, Boxhamsters, Extrabreit, Fehlfarben und Fischmob wird euch im Halse stecken bleiben. Mit "Hallo Endorphin" setzen sich diese Hanseaten, die schon seit 1992 mit intelligentem Punk bestechen, ein Denkmal. Schon auf den drei Vorgängeralben überzeugten sie mit gesundem, realitätsnahem Idealismus, ohne Phrasen und abseits aller politischen und gesellschaftlichen Extreme ("Hey , wir sind FDP-Punks , jetzt ist es raus"- Marcus ), was sie hier in jeder Zeile und mit jedem Song unterstreichen. Passagen wie "Meinst Du's wirklich ehrlich, oder tust Du nur als ob ? Ich tu nur so als ob, aber das mein ich ehrlich" oder "Klar, kannst Du Dich mal melden, halt nur nicht bei mir". Oder "Lass es alles , aber nicht beliebig werden" werden sowohl mit Pop, Punk und Rock als auch Elektronik-, Ska und HipHop- Einlagen gekreuzigt- fein abgeschmeckte Songs voller Energie, Variation und Emotion- halt pures Endorphin.

Aus Broken Silence 6/99:
Deutsche Bands, mal abgesehen von den heimatlichen Hiphop-Acts, deren Texte mal ausnahmsweise nicht in mehr-oder weniger platter, englischer Sprache sind, haben es oft nicht leicht. Die einen werden sie von der Musikpresse für total albern, gleich Teenie- kompatibel gleich Schrott abgestempelt. Andere macht man lächerlich, weil sich die Reime anhören wie aus dem Tagebuch eines frustrierten Soziologie-Studenten, der sich zum Ziel gesetzt hat, den gesamten Weltschmerz neu zu definieren. Oder der Verfasser versteckt die Aussage in einem Haufen von Metaphern, den nur er selbst noch kapiert. But Alive passen allerdings in keine dieser Kategorien. Denn diese Art von Texten habe ich bei einer deutschen Band noch nie gesehen. So klauen die vier Hamburger Textzeilen bei den Stereophonics, allerdings mit der Anmerkung "wir dürfen das". Und den Spruch "Über Musik zu schreiben ist wie zu Architektur zu tanzen" habe ich auch schonmal irgendwo gehört. Ansonsten haben die Texte genug eigenes und dazu die Fähigkeit, genau die fiesen und negativen Gedanken auszusprechen, die man ab und zu hat. Zynisch verarbeiten But Alive ihre Abneigung gegen oberflächlichen Party-Smalltalk, Musikjournalisten und Spießbürgerleben. Musikalisch distanzieren sich But Alive von ihrem früheren Punkrock-Geschrammel. Die Songs werden poppiger und melodiöser, hier und da sind auch elektronische Beats, Streicher und Bläser eingestreut. Erstaunlich ist die Wechselwirkung zwischen Texten und Musik: Wären die Stücke eher getragen, der Track "Oben auf dem Dach" ist hier eine Ausnahme, hätte das Album eine eher deprimierende Wirkung. Aber die hat es nicht, denn die Band hat es geschafft, die Grenze zwischen Melancholie und erdrückender Sentimentalität zu ziehen. Und melancholisch wirkt "Hallo Endorphin" meistens schon, wenn auch eher subtil. Vielleicht kann man das als Abrechnung mit der Spaßgeneration verstehen, die nicht unbedingt das Wunschpublikum von But Alive ausmachen. Aber die könnten wohl sowieso nichts mit dem Album anfangen. Wer also auf anspruchsvolle Texte Wert legt, wird mit "Hallo Endorphin" gut bedient sein.